Am Meer angekommen


 

... bin ich jetzt so langsam. Vor einem Jahr habe ich den letzten Blogartikel geschrieben und viel ist passiert. Rostock hat mich mit seiner entspannten Coolness empfangen und mir den Raum gegeben, alles für mich zu entdecken, was mir wichtig ist.
Und das ist vor allem, viel Zeit in der Natur zu haben. Am liebsten am Wasser, also direkt am Stadthafen, oder am Meer.
Aber auch die Wälder um Rostock sowie der Botanische Garten sind immer einen Besuch wert.
Manchmal habe ich ein Buch bei den Ausflügen dabei, manchmal ein Notizbuch, um Arbeitsideen festzuhalten, manchmal meine Kalimba (ja, ich habe vor kurzem angefangen, ein neues Instrument zu lernen!) und gern auch Tee und Kekse und fast immer meinen Mann und/oder eine*n andere*n Gesprächspartner*in, denn ich habe besonders diesen Sommer über sehr oft Besuch hier in Rostock.

Ich liebe hier in Rostock auch die Vielfalt und die ständige Anwesenheit vieler Vögel. Jeden Tag höre ich Möwen und Krähen und Dohlen, oft auch Elstern. Jetzt im Sommer düsen kleine Meisen am Hafen herum und Mauersegler kreischen in der Luft.


 

Vor wenigen Tagen ging im Rahmen der Hansesail ein Wunsch in Erfüllung: Einmal auf einem richtigen Segelschiff mitfahren. Wir buchten uns vor Monaten schon Tickets für die "Morgenster", ein holländisches Schiff mit einer ganz zauberhaften Crew. Ich habe den Ausflug wahnsinnig genossen, die Haptik dieses Bootes, das warme Holz, die glatten Metallflächen, die Rundungen, die rauen Seile ...
Dazu dies ausgefahrenen, riesigen Segel, das ruhige Gleiten auf dem Meer, die Fahrt in den Sonnenuntergang und die Rückfahrt im Dunkeln.

Vor ein paar Wochen habe ich an einer Wildkräuter-Wanderung teilgenommen und das Thema Wald und Heilpflanzen ist auch wieder ein kleines bißchen mehr in meinen Fokus gerückt.


 

Auch harte Momente habe ich hier schon erlebt. Im Januar musste ich mich tiefen Ängsten stellen, denn bei mir wurde Endometriose inklusive einer mit Blut gefüllten Zyste am Eierstock festgestellt, die wenige Tage später operiert werden musste. Auf einen Schlag musste ich jeden Tag durch eine andere Angst durch: Arztbesuche, Spritzen, Blutabnahme, Krankenhaus. Das gesamte Arzt- und Pflegepersonal war sehr liebevoll und freundlich, aber für mich war die Herausforderung enorm.
Mir geht es besser und in wenigen Tagen habe ich eine Kontrolluntersuchung. Mal sehen, was dabei herauskommt.
Auch Eisen- und B12-Mangel werden momentan durch Tabletten und Spritzen ausgeglichen.

Richtig schwer krank war mein Kater im Winter. Ich hatte wahnsinnige Angst um ihn, er war kurz vor dem Tod durch eine Leberentzündung. Aber er ist erstmal über den Damm, hat gut zugenommen, nicht mehr so gelbe Haut und wieder schönes, gesundes Fell. Auch da steht in den nächsten Tagen wieder ein Ultraschall an. 

Rostock hat mich also bisher durch viele emotionale Momente geschickt, in alle Richtungen.


 

Im April hat mich meine Theatergruppe Vorspiel hier in Rostock besucht, für ein Probenwochenende. Das werden wir wiederholen, denn es war fantastische Stimmung und sehr produktiv.
Im Juli habe ich meinen ersten kleinen Wochenendkurs hier gegeben, ein Theaterwochenende zu Henrik Ibsens Stück "Die Frau vom Meer". Es kamen Teilnehmende aus dem ganzen deutschsprachigen Raum, um gemeinsam Szenen zu spielen, eigene Texte zu schreiben und sich spielerisch kennenzulernen. Ich hoffe auf viele weitere Wochenenden, ihr findet sie hier:
https://www.sarah-bansemer.de/kurseworkshops/kurse


 

Der aktuelle Sommer ist besonders bezaubernd, denn ich habe mir die Möglichkeit geschaffen, sechs Wochen lang hier in Rostock sein zu können, ohne Reisen nach Berlin.
Denn ja, ich pendle seit einem Jahr regelmäßig. Das ist für meinen Körper stressig, das merke ich durchaus. Meine letzten beiden Reisen waren geprägt von Infektionen (erst Corona, dann seit der zweiten Reise chronisch vergrößerte Mandeln als Long-Covid-Reaktion). Die meiste Zeit funktioniert das Pendeln aber gut. Nach Berlin nehme ich nie meinen Rechner mit und versuche dort möglichst analog zu arbeiten. Sollte dochmal ein Online-Termin in den Berlin-Zeiträumen anstehen, wird das vom Handy oder vom Laptop meiner Mutter aus erledigt.
Als Dozentin der LAG Spiel & Theater Berlin e.V. arbeite ich mittlerweile größtenteils analog vor Ort, auch wenn mir da die Online-Arbeit schon ein bißchen fehlt. Ab Oktober 2023 übernehme ich mit zwei neuen Kolleg*innen die Grundlagenbildung und bin gespannt, wie sich dann alles entwickelt.

Ab übernächster Woche beginnt wieder das Pendeln. Ich habe mir in meinem Terminkalender ein kleines bißchen mehr Platz gemacht, indem ich ein paar Online-Workshops gestrichen habe. Ich möchte hier soviel Meer und Natur wie möglich. Dafür brauche ich Zeit und Ruhe. Die nehme ich mir einfach.

Was mit Orangeplaty hier passiert, ist noch vollkommen unklar. Ein Audiowalk würde mich reizen, hier für die Stadt oder am Meer in Warnemünde. Oder beides. Aber erst einmal möchte ich die Stadt noch mehr erkunden, interessante Ecken und Geschichten entdecken, die darin vorkommen können. Und wer weiß ... vielleicht gibt es dann nächstes Jahr einen Audiowalk mehr ...



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