Solo-Theater: Regie



"Du hast gar keinen Regisseur?"
"Nein."
"Aber einer muss doch draufgucken, oder nicht ...?"

Als die Idee für meine Meeres-Trilogie aufpoppte und somit auch das Solo-Theater wieder auflebte, war klar, dass ich dieses Mal alles allein mache. Ich überlegte eine Weile, ob ich meinen Mann involvieren sollte, aber entschied mich dagegen. Ich überrasche gern Leute und ich wollte, dass die Inszenierung komplett von mir ist.

Aber wie kann ich Theater machen ohne Regisseur*in?
Zuerst einmal braucht es Erfahrung und Phantasie. Über 30 Inszenierungen habe ich bis jetzt begleitet oder geleitet und mindestens drei mal so viele angesehen. In all den Jahren habe ich viel auf der Bühne ausprobiert, mit meinen Teilnehmern und mit mir selbst. Ich habe einen "Theaterblick" entwickelt, einen eigenen Stil und eine Vorliebe für Dinge, die ich selbst gern auf der Bühne sehe.
Zudem ist mein Kopf stets voll mit Ideen für die Bühne. Alles, was mich umgibt, inspiriert mich zu Stories, Kostümen oder Handlungen auf der Bühne. Tausend Dinge, die ich gern einmal umsetzen würde, sind irgendwo in meinem Kopf und in Notizbüchern verankert.
So hatte ich sehr schnell eine Vorstellung, worum es in meiner Meeres-Trilogie gehen soll, wie ich aussehen will und welche Bilder ich für das Publikum kreieren möchte.

Die Optik stand zuerst fest und somit auch das Bühnenbild und die Kostüme.
Schwieriger war es mit den Handlungen auf der Bühne. Beim Zusammenschreiben des Textes entstanden schon erste Bilder im Kopf, die ich mir als Ideen notierte.
Dann lernte ich den Text auswendig und spielte zum ersten Mal ganz frei eine Variante durch, in der ich einfach bestimmte Gänge, Gesten, Emotionen und Bewegungen ausprobierte. Beim Spielen merkte ich bereits, was stimmig ist und was nicht passt, was ich überzeugend rüberbringen kann und was nicht.
Gleichzeitig bemerkte ich unnötige Längen und Stellen, die noch mit Handlung gefüllt werden müssen.

Ich probierte so lange herum bis ich einen groben Fahrplan hatte, welche Gesten, Gänge und Bewegungen ich im Stück mache. Dann wurde die Laptopkamera angeschmissen und eine erste Aufnahme wurde gemacht. So konnte ich mein eigener Zuschauer sein und sehen, welche Stellen nicht gut aussehen, wie die Betonung des Textes ist, welche Gesten und Mimiken funktionieren und welche nicht.
Die Technik funktioniert für mich erstaunlich gut. Es braucht dafür viel Erfahrung, aber mit jedem neuen Stück kommt mehr Erfahrung hinzu, selbst ohne Blick von außen, auch ohne Kamera. Dennoch will ich auf sie nicht verzichten!

Wenn auch ihr solo auf die Bühne gehen wollt, aber noch nicht viel Theatererfahrung habt, fragt jemanden, der mehr Erfahrung hat, ob er als Regie auf eure Inszenierung draufguckt ... und wenn es nur wenige Termine sind. Es lohnt sich!

Alternativ gibt es auch einen passenden Kurs:
Ihr wollt solo spielen, mögt aber den Rückhalt eines Teams? Im Mai 2019 startet erstmalig der GRUPPENDRANG Solo-Kurs "15 Minuten Ruhm", in dem ihr in einem kleinen Team ein 15-minütiges Solo-Stück für euch selbst erarbeitet. Von mir gibt es Regie und Hilfe bei der Inszenierung und Umsetzung, von den anderen Teamgeist und wertvollen Zuschauer-Input. Zum Abschluss steht ihr alle gemeinsam einen Abend lang auf der Bühne und präsentiert jeder euer Solo.
Alle Infos und Termine findet ihr hier: http://www.theatergruppe-berlin.de/#gruppendrang

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